Leider nur zwei Nächte waren verfügbar in the packhouse, am Rande des Nationalparks Abel Tasman, benannt nach dem Holländer, der wohl zuerst hier landete, aber nie einen Fuss an Land gesetzt hatte. Seine Matrosen, die dies an seiner Statt taten, trafen auf nicht ganz so freundliche Maoris, die kurzen Prozess mit ihnen machten. Irgendwo nachvollziehbar, denn das was heute der Abel Tasman Nationalpark ist, ist es wert zu verteidigen. Die hüglige Landschaft, mit Teils alpiner Nadelbebaumung wechselt sich mit dichten Farnwäldern, die so schön sind, dass manch ein Tropenhaus in einem botanischen Garten vor Neid die eigene Eintrittskarte zerreißt. Und dann: goldene Strände.
Aber von vorne: unser packhouse ist eine umgebaute Scheune, so gross, dass Ray vor Glück jauchzt, als wir reinlaufen. Wie so oft wurden Spielsachen für Ray bereit gestellt, aber auch der Billardtisch am hinteren Ende kündet davon, dass wir in etwas Besonderem gelandet sind. Unsere Gastgeber, deren Hund Luca und auch die verschiedenen Früchte im weitläufigen Grundstück sind alle ganz wunderbar.
Der erste kurze Ausflug am darauffolgenden Tag führt uns über eng-gewundene Bergstrassen zum Split Apple Rock Beach, der sich Dank Vollmond-Gezeiten bei Ebbe in seiner grössten Ausdehnung präsentiert. Wir sind quasi alleine hier, denn die hier lebenden kleinen blauen Pinguine lassen sich nicht blicken. Sie nisten gerne unter den Häusern der Glücklichen, die sich hier ein dauerhaftes Zuhause etablieren konnten, hoch oben über dem Strand. Als wir zwei Tage später zum Strand zurückkehren, ist es Flut, der Strand quasi weg, dafür mehr Menschen – Fiona und Ray wagen ein Bad und bibbern danach. Das Wetter ist zum Laufen perfekt aber zum Plantschen im Ozean dann doch schon etwas zu herbstlich.
Wir fahren über die Gipfel-Strasse des Nationalparks, sagen nein zur Tropfsteinhöhle mit Moa-Skelett, die es natürlich auch noch gibt, als wäre es nicht schon genug des Guten.
Wenn wir einen Aspekt herausgreifen möchten, der uns besonders auffällt in diesem Land, so ist es sicher jener, dass die short walks immer schon mit dem ersten Schritt nach dem Parkplatz beginnen und einen sofort in eine andere Welt mitnehmen. Der nur 15 minütige Spaziergang, den wir als erstes machen, war beschrieben als „Wald wie aus einem Kinderbuch“. Und Tatsache: so ein schönes Kinderbuch hätte ich gerne gehabt. Zu toppen ist diese Fülle an Grün und Felsen nur durch den Fakt, dass wir wieder völlig alleine dort sind. Danach geht es zu einer längeren Talbegehung zu einem Wasserfall.
Das Örtchen im Norden des Nationalparks wirkt wie der etablierte Rest eines Hippie-Festivals: bunte Häuser und lustige Läden und selbst im Supermarkt läuft Mann barfuss in langen Gewändern, trägt Dreadlocks und natürlich Tattoos mit esoterischen Motiven. Wir essen im dangerous kitchen, und fahren im Abendlicht zurück zu unserem Packhouse.
Und WOW, ich habe es getan. Ich bin aus einem Flugzeug gesprungen.
Beziehungsweise: ich sitze in ungläubiger Aufregung an der offenen Türe des kleinen Fliegers in 10000 Fuss Höhe, schaue herab und denke, dass das ja völlig bekloppt ist, was ich da vorhabe und werde plötzlich hinausgestossen, mache einen Salto und bin sehr glücklich über Steve, an dessen Bauch ich geschnallt bin. „Try to breathe through your nose. However, people do scream for joy a lot“, liest es sich in der Beschreibung von SkyDive Abel Tasman, denen ich mein Geld und mein Leben anvertraut habe. Und ja, ich habe geschrien. Selten war das so in meinem bisherigen Leben, dass das Adrenalin gewonnen hat – diesmal ganz klar der Sieger. Der freie Fall hat für mich etwas Befreiendes und die angeblichen 20 Sekunden fühlen sich an wie fünf, bevor sich der Fallschirm öffnet, Steve meine Gurte lockert damit ich es etwas gemütlicher habe (wer fühlt den gerade seinen Körper? Aber gut, klar, mach nur, ich bin gerade aus einem Flugzeug gesprungen, mir ist gerade alles recht) und mir anbietet, den Fallschirm zu lenken, was ich nach ein zwei Kurven gerne wieder an ihn übergebe, denn eigentlich will ich nur genießen oder weiss sowieso noch nicht, was gerade passiert ist und brauche einfach Zeit das jetzt erstmal zu verarbeiten.
Wieder auf der Erde ist die Familie da und Ray umarmt mich und ich geniesse es wie ein Held der gerade etwas Besonderes bestanden hat, dabei habe ich eigentlich gar nichts gemacht ausser zu schreien und zu grinsen.
Braune Schilder kennzeichnen die Sehenswürdigkeiten, das kennt man ja auch bei uns. Eines der schönsten dieser Schilder sehe ich aus dem Auto heraus auf der Fahrt weg vom Nationalpark.
„Winery, Art Galleries, Tame Eels“.
*grinsesmiley