Die Nacht in Haast war der bisher unspäktakulärste Stay in einem echten „Motel“, 2 Betten, Mini Zimmer mit hässlichem Betongarten vor dem Zimmer. Doch mit einem sehr gemütlichen Common Room zum Abendessen und Frühstück, der wenigstens hatte Flair.
Auf gehts zu einer Reise durch die Berge Richtung Süden zum Lake Wanaka. Schon nach wenigen Kilometern der erste Stopp, bei dem wir aus dem Auto springen, ein kobalt-türkisblauer Fluss mäandert an der Strasse entlang und die schiere Grösse der Berge und des Tales wird erst in Proportion erkennbar, wenn man das Photo betrachtet auf dem Ray und Tobi als Mini-Menschen in der gewaltigen Natur stehen. Die Blicke sind einfach einzigartig, im Tunnel zwischen Farnbäumen schlängelt sich die Strasse, umgeben von den mächtigen Bergen und um die nächste Kurve weitet sich das Tal in dem das Flussbett von Felsen übersät einen schimmernden Fluss freigibt. So viele Photostopps kann man gar nicht machen.
Das grandiose an diesem Land: es gibt eine Fülle an kurzen Walks – also perfekt für Familien wie wir mit „lauffaulen Kindern“. Selbst wenn der Weg zum Wasserfall nur 15 Minuten vom Car park entfernt ist, taucht man schon in der ersten Sekunde in die Natur ein und sieht auf wenigen Metern so viel Schönes in schneller Abwechslung und grandiose Blicke, dass es sich immer lohnt auszusteigen und loszulaufen. Wasserfälle, Tundraartige Wiesen, Farnwälder, Moosbäume, Fantails (Vögel mit Fächerschwanz), Wekas (Laufvögel) sind immer da und freundliche Begleiter. Mit Glück auch mal ein Tui mit betörendem gluckernden Gesang. Überhaupt sind die Töne und Gesänge der Vögel hier so lustig und abwechslungsreich, alleine dies ist schon einen ganzen Blog-Eintrag wert.
Dann weiter durch eher trocken, gelbe, baumlose Berge und plötzlich zwischen zwei Hügeln liegt da ein Bergsee, grösser und blauer als jeder Alpensee, es ist fast eine Unverschämtheit, wieviele Schönheiten sich hier am Weg tummeln. Gerade noch sind wir alleine und lachen vor Freude über die Landschaft, schon hält da ein Bus und 30 Leute steigen aus und machen Bilder. Hm, wir fühlen uns in unserem friedlichen „Alleinsein“ gestört, aber hey, alle dürfen hier doch sein, muss man sich selbst manchmal sagen. Plötzlich fällt wieder auf, wie ungestört man hier meistens in der Natur ist.
Die letzten Kilometer fahren wir an einem See entlang der an den Comer See erinnert, tja nur eben ohne Häuser, Menschen, Lärm oder Boote. Einfach nur blau, leer und in die Landschaft gemalt.
Dann Ankunft in Wanaka: Sonnenschein, Restaurants, Sandstrand, Camper, Menschen, Häuser über den See gebaut und doch alles so klein und süss. Alles umrahmt von hohen Bergen, auf denen auch gerne jetzt schon mal Schnee liegt. Einmalig. Slackliner, Hipster-Crowd am Ufer. Schnuckelige Läden, die leider bald dem „Development“ anheim fallen, es ist schon angekündigt. Wer möchte hier nicht wohnen? Unser Stay liegt ausserhalb, das ist gut, denn zu viele Menschen sind gerade nicht was wir suchen.
Am nächsten Morgen Besteigung des „Haus-Berges“ Mount Iron. Wir lesen, dies sei die Joggingstrecke der Wanakaianerinnen. Stimmt. Während wir Ray den Berg hochtreiben, ziehen und überreden, weiter durch die aride Landschaft zu steigen, joggen gut gelaunte Frauen und Männer an uns vorbei. Puh, nach 40 Minuten sind auch wir oben, geniessen die Aussicht und genau hier beginnt Ray wieder zu rennen zu springen voller Energie, als hätte es den jammernden Aufstieg nie gegeben. Der Abstieg dauert nur 30 Minuten und wieder einmal ist auch dieser kurze Weg wirklich wunderschön und belohnend. Kiefernwälder, Wiesen, Aussicht, Berge, Seen, Vögel. Am Abend treffen wir wieder unsere Berliner Freunde und geniessen ein Fleisch-Mahl aus Gar-Fässern. Alles ist hier so wunderbar zubereitet und auch präsentiert, es lohnt sich nach den Tagen Nudeln mit Sosse auch mal wieder Essen zu gehen.
Weiter geht es zum Lake Tekapo und auch hier hält der 1, 5 Stunden Walk was er verspricht. Die Ausblicke auf dem Spaziergang sind einfach unverschämt schön. Doch sind wir froh nicht hier zu schlafen, es hat ein bisschen etwas von Rentnerparadies. Die Shepards Church ist idyllisch und die Entdeckung für Tobi ist der Dark Sky Center. Ein wunderbares Sternenbeobachtungszentrum am See – auf den Bergen herum haben wir 6 Sternwarten gezählt. Der Himmel, falls noch nicht erwähnt ist so funkelnd und bevölkert von Sternen, die Milchstrasse (er-)scheint wirklich wie ein Weg durch das Universum, hier lohnt es sich Sternwarten hinzustellen. Also schnell noch einen Milkshake und eine Caramel-Chocolate-Bar bevor wir weiter reisen auf diesen engen Kurven, die sich plötzlich in schnurgerade Strassen ändern, die an Schaf-, Kuh- und Rehherden auf ihren Feldern vorbeiziehen. Ich habe so viele Bilder aus dem Auto heraus gemacht, die niemanden jemals interessieren werden, aber ich konnte nicht anders, jeden Blick möchte man festhalten, weil man sich leider gar nicht alles merken und verinnerlichen kann. Unsere Reise endet bei Reto und Marlene, ausgewanderte Schweizer, mit einer heissen Suppe und Vogelgequatsche auf dem Balkon.
f.