Bei Cambridge verbringen wir die Nacht, weil es auf dem Weg liegt, und ja, weil wir es nett finden nach Oxford nun auch in Cambridge zu sein. Das Städtchen entpuppt sich als reiche Enklave von Rennpferd-Züchtern mit von Star-Architekten gestalteter Polizeistation. Der „Walk of Fame“ in der Einkaufsstrasse zeigt Mosaik-Portraits berühmter Pferde. Kann man machen.
Tobi ist erstaunt über die ganzen tollen Skateparks in NZ, auch hier steht ein Traum aus Beton. So etwas hätte er als jugendlicher Trittbrettfahrer gefeiert. Und natürlich gibt es hier auch – wie eigentlich überall – Trinkwasser-Spender – warum machen wir sowas in Deutschland eigentlich nicht?
Wir finden ein cooles kleines Cafe und fahren dann weiter auf die Coromandel-Halbinsel, von der wir uns einiges versprechen. Es soll nett sein, dort, haben wir gehört. Das Wetter hat davon nichts gehört, und es regnet auf der ganzen Fahrt, schade, dann die Strecke sieht sehr schön aus.
Ray freundet sich gleich mit der jungen Coco an, der Hündin unseres Gastgebers, die einfach nicht genug davon bekommt, hinter Bällen oder Birnen her zu rennen.
Unsere Berliner Freunde wollen uns hier treffen und wir vereinbaren mit unserem Gastgeber, dass sie mit ihrem Camper bei uns im Garten stehen dürfen. Alles easy.
Bevor sie am Nachmittag anreisen, haben wir noch Zeit für einen Strandausflug. Das Wetter ist schön, das Wasser kalt, der weisse Strand lang, breit und leer und Fiona springt begeistert in die Wellen und spielt Meerjungfrau.
Dann weiter zum hot water beach, wohin man einen Spaten mitbringen soll – in unserem Stay liegt schon einer für uns bereit mitsamt der Tips: wir sollen aufpassen, wo wir graben, denn das Wasser sei wirklich kochend heiss – lieber einige Meter weiter entfernt nochmal probieren und immer schön kaltes Wasser dazumischen.
Um 14 Uhr haben wir uns mit den Berlinern am Parkplatz dort verabredet und tatsächlich kommt deren Camper mit Lichthupe um Punkt 14 Uhr an – deutsche Pünktlichkeit im relaxten Reisemodus. Wir alle lachen über die deutsche Tugend, erfreuen uns am Wiedertreffen und die Jungs vergleichen sogleich die Grössen ihres…Spatens.
Der hot water beach ist ein schöner Strand mit wilden Wellen und tatsächlich, da hinten bei den Felsen tummeln sich alle Leute – wir also dahin. Wir ergattern ein Plätzchen am Rande des Getümmels und graben uns ein Becken und einen Zufluss von dem warmen Nass, dass einfach irgendwo aus dem Sand quillt. Warm, na ja, es ist so heiss, dass wir tatsächlich den Kanal immer wieder schliessen müssen weil sonst die Jungs kreischen.
Die beiden Familien-Tage gehen schnell vorüber und wir verabreden uns wieder für die West-Küste bei Auckland, wo ein guter Freund und ehemaliger Architekten-Partner von W. sich ein Haus gebaut hat und mit seiner chinesischen Frau und drei Kindern lebt. Klingt toll und aufregend, was wir von der wilden Küste hören.
Doch einen Tag wollen wir noch zu dritt auf der Coromandel-Halbinsel verbringen und übernachten in Coromandel Town. Unsere Gastgeberin empfiehlt uns eine Fahrt mit einem kleinen Zug, und wir denken noch: wird wohl eine Touristen-Bahn sein, ok, wird dem Kleinen Spass machen, also gut. Was uns allerdings dort erwartet, überrascht und begeistert uns alle. Ein Keramik-Künstler hat sich seinerzeit (1970er) in einer verlassenen Goldmine eingemietet und eben Keramik gemacht. Den Ton das fand er direkt in den Hängen des Waldes hinter seinem Haus und die Öfen wurden selbst gebaut. Hilfreich waren die alten Schienen, die die Goldsucher hinterlassen hatten, um Ton und Material zu befördern. Da Künstler im Allgemeinen nicht viel Sinnvolles zu tun haben, zumal alleine am Berg in Neuseeland, wird das Ausser-Gewöhnliche zur Berufung. So fing der Potter an, mit Freunden und anderen Verrückten die Bahn weiter den Berg hinauf zu bauen, mit der Hand Tunnel zu graben und Brücken zu bauen, bis über die Jahrzehnte dann der Endpunkt am oben errichteten Eye-Full Tower erreicht werden kann. Entzückend. Wir also in die kleine Diesel-Bahn und durch den Dschungel hinauf auf den Hügel, an Hängen vorbei, die mit alten Weinflaschen befestigt wurden (ein weiteres Hobby von dem Potter), durch Tunnel die kaum grösser sind als die Bahn selbst („Hände rein, nicht hinauslehnen!“) mit wunderbaren Aussichten auf die Buchten und das Meer. Neben den Gleisen finden sich überall im Wald die geformten Schöpfungen aller Ton-Künstler*innen, die über die Jahre zu Besuch waren – eine tolle Galerie von moosbewachsenen Tonskulpturen. Die Bahn stoppt dreimal auf dem Weg nach oben um die Richtung zu wechseln – anders ist der Anstieg nicht möglich.
Wieder unten schauen wir uns noch den kleinen Park an, der natürlich der Erhaltung der Natur gewidmet ist, mit einigen einfachen Terrarien und gepflanzten Kauri-Bäumen, die seinerzeit alle gefällt wurden. Wir sind dankbar, dass wir diesen kleinen Ausflug mitgemacht haben und gehen beglückt in den Abend.