Karekare

14 April
– 17 April

Von Auckland sehen wir an diesem Tag nur die Aussenbezirke, doch es kommt uns schon so seltsam urban vor, wie wir es gar nicht mehr gewohnt sind und uns sehnt es danach, wieder heraus zu kommen. Was auch schnell passiert – keine halbe Stunde später finden wir uns auf steilen, gewundenen Strassen hinab zur rauhen Küste im Westen der Hauptstadt. Unser Ziel ist Karekare beach, genauer gesagt die kleine Community dort, wo wir die Berliner und ihre Freunde wiedertreffen werden. Hier wurde „Das Piano“ gedreht und das Piano steht noch immer dort in einem kleinen Haus zur Besichtigung. Etwa 150 Menschen leben hier, kein Cafe, kein Laden. Wir wohnen in dem Häuschen von einen amerikanischen Surfer und Koch, der gerade unterwegs ist um für Adèle und dann die Chili Peppers zu kochen auf deren Tour. Zu sechst bevölkern wir nun sein neuseeländisches Domizil. Nur wenige Schritte führen uns zu einem beeindruckenden Wasserfall und wieder ein paar Meter weiter beginnt der Pfad zum Strand, an einem Bach entlang in dem die Aale leben, die uns schon vorher begegnet sind.

Der schwarze magnetische Sand von Karakare  ist atemberaubend – auch durch den wilden Wind, der die Schaumkronen der Wellen über den Sand jagt. Die Jungs haben Spass. Mächtige Felsen begrenzen den Strand im Norden, und der Watchman steht bedrohlich und wachsam und schaut in die mächtigen Wellen. Die starken Strömungen haben hier schon einige Menschenleben gefordert. Nach Süden kann man wohl 6 Stunden am Strand weiterlaufen, bis man wieder in eine Siedlung kommt. Wir glauben es einfach.

Wer hier wohnt, den haben vor allem die Wellen hergezogen: zum Surfen ist die Küste herausfordernder Gegner, und wer sich ihnen stellt findet wenige Gleichgesinnte, die schnell zu guten Freunden werden. So erleben wir die Gemeinschaft hier.

G. und HS. begrüssen uns wie Freunde in ihrem luxuriösen Design-Haus (Architekten die ihren Traum verwirklichen eben – man wird schon ein bisschen neidisch) – die Angelegenheit bringt eben auch mit sich, dass nicht viele Leute auf Besuch kommen.

Wir bekommen ein festliches chinesisches Abendessen und trinken uns glücklich, tauschen Geschichten über China aus.

Am nächsten Tag machen Tobi, W.,  G. und sein Sohn eine zwei Stunden Wanderung über die Klippen der Küste. Wow. Vor einem Jahr hat der Zyklon Gabrielle NZ heimgesucht und kam auch in Karekare vorbei. Einige Häuser hat es den Hang herunter gespült. Wir treffen eine ältere Frau – sie war mit ihrem Mann im Haus, als es den Abhang herunterrutschte und sich ein Stahlpfosten durch ihr Bett bohrte – genau zwischen den Beiden. Ich höre Respekt aber auch Bewunderung für die Gewalten der Natur aus den Berichten, so wie den Zusammenhalt der hier Lebenden und die Ärgernis über die Regierung, die nun, aus Angst vor zukünftigen Wetterereignissen, viele der Häuser als nicht mehr bewohnbar deklariert hat.

Wir sind schwer beeindruckt von dem besonderen Ort mit Strand, Felsen, Wälder und Wasserfall, und beglückt über das schöne Zusammensein.

Etwas Body-boarden im letzen Rest der strandnähesten Wellen trauen wir uns dann doch, und das macht Laune. Immerhin haben wir unseren persönlichen Lifeguard mit dabei, denn G. ist hier Rettungsschwimmer bei der schon 150 Jahre alten Lifeguard-Riege, die am Strand im Sommer Wache hält.

W.s Schwester kommt am kommenden Tag mit den beiden Töchtern aus Australien angereist, wo sie mit ihrer Familie wohnt. Sie war Kriegsreporterin und wird uns später am Nachbar-Strand von ihren Treffen mit den Hamas-Führern in Gaza erzählen. Als die Töchter kamen, war es ihr und ihrem Mann dann doch sicherer in Australien mit einem Schreibtisch-Job. Nun hat sie die Nachtschicht für einige bekannte deutschsprachige Online-Zeitungen und setzt Nachrichten online, während wir in Europa schlafen.

Besondere Begegnungen an einem einzigartigen Ort. Sicher ein Highlight unserer Reise – und einer der spannendsten Orte auf dieser Welt, den wir bislang besuchen durften.

Als wir am nächsten Tag nach Auckland fahren, verblüfft es ein wenig, dass es nur 45 Minuten dauert bis ins Herz der Stadt. Wir kamen uns vor wie auf einer anderen Insel.

Einen süssen Stay haben wir uns ausgeguckt in Auckland, direkt an einer der angesagtesten Strassen in Ponsonby. So gibt es leckere Ramen (japanische Nudeln) für uns alle und einen ersten Blick auf die beleuchtete Skyline. Am letzten Tag reicht es noch für einen Ausflug in die Innenstadt, zum Hafen und etwas Laufen zwischen den hohen Häusern, doch so recht begeistern können wir uns nicht dafür, nach all der herrlichen Natur in den letzten Wochen.

Gegen Abend fahren wir zum Flughafenhotel, um einen entspannten frühen Abflug zu haben.

Nächster Stop: Melbourne, Australia. Unsere guten Freunde Shane, Queenie und deren Tochter Ellee haben wir seit 10 Jahren nicht mehr gesehen…

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